In ein paar Tagen ist es soweit und die ganze Welt kann sich wieder die Daumen wund spielen. Jawohl es ist wieder Zeit für FIFA 16.
Kaum ein anderes Videospiel-Franchise erfreut sich einer solch hohen Beliebtheit wie der Fußball-Klassiker von Electronic Arts. Die Marke begleitet den Fußball bereits seit den 90ern und gehört mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Gedankenguts eines jeden Fußball-Liebhabers. Der Grund für den Erfolg des Spiels ist eine Kombination aus stetigem Gameplay-Fortschritt und gnadenloser Emotionalisierung des Fußballs. Speziell Letzteres beherrscht EA nahezu perfekt, muss man zugeben! Denn es geht nicht nur um das Spielen selbst, es geht um die Inszenierung des Fußballs, um die Identifikation mit der Sportart und um das Gefühl Teil des Geschehens zu sein, wenn auch nur virtuell. Auch wenn die Kritiker oft laut sind und mit einer Pro Evo-Flucht drohen, kommen sie jährlich dennoch zurück. Die Community wächst, denn die Marke FIFA von EA Sports bindet. Das steht fest.
Natürlich sind dieses Jahr wieder ein paar Neuerungen mit dabei. Der Karriere-Modus wurde aufgepeppt, Frauen-Teams sind nun auch an Bord und Ultimate Team bekommt mit „FUT-Draft“ einen neuen Spielmodus. Das dürften wohl die größten Highlights sein.
Alles schön und gut, aber wie es sich gehört, muss auch FIFA mal markentechnisch unters Messer. Dabei geht es nicht um das Gameplay, die technischen Neuerungen oder die Grafik, sondern um das Gesamtpaket, das die Marke FIFA definiert, die Inhalte, die angeboten werden und den Mehrwert, der dadurch erzeugt wird. Ein Blick in die Tiefen des Spiels offenbarte einige Ansätze, die das Spiel als Marke noch erfolgreicher gestalten können.
/HinterDerLinie zeigt 5 Dinge, die FIFA zu einer unschlagbaren Marke machen würden:
1. Gesichter, Gesichter, Gesichter!
FIFA braucht Gesichter, und zwar die echten der Spieler! Lediglich die Premier League ist gut bedient. Aufgrund der Partnerschaft mit EA haben hier sogar Spieler wie Loftus-Cheek ein eigenes Gesicht. Kennt zwar kein Mensch, aber ok. Die restlichen Ligen werden oft vernachlässigt, ist so. Beispiel: Naldo auf Stärke 85 in FIFA16 setzen und ihm kein eigenes Gesicht geben, das geht einfach nicht! Wie auch immer EA entscheidet, welche Spieler gescannt werden, ist zwar die Bemühung zu sehen, dennoch muss da mehr kommen. Fast jährlich zählt dieses Bedürfnis zum #1 Verbesserungswunsch der Community. Die Ansprüche der Kunden sind nun mal gestiegen. Der User will echte Gesichter und keine generischen. Und bei der Summe an Spielern gibt’s da sehr viel Luft nach oben.
2. Kickschuh-Aktualisierung in Ultimate Team
Bereits seit Jahren nutzen Marken wie Adidas das Spiel als Werbeplattform. Werden neue Kickschuhe released, erfolgt in der Regel auch ein Update für diverse Spielmodi im Videospiel, sodass die Profis immer die neuesten Boots tragen. An sich exzellent, eben wie man das von einer authentischen Darstellung verlangt. Doch wieso erfolgt keine Aktualisierung in Ultimate Team, dem beliebtesten und erfolgreichsten Spiel-Modus? So kommt es dazu, dass die virtuellen Kicker auch noch gegen Ende der Saison trotz zahlreicher neuen Kickschuh-Releases mit den veralteten Tretern auflaufen. Monoton und einfach nicht mehr zeitgemäß. Das kann ja nicht im Sinne der Sportartikel-Marken sein? Wie auch bei den Gesichtern geht dadurch ein weiteres Stück Authentizität verloren. Schade.
Wer in diesem Zusammenhang keinen Kickschuh-Release verpassen möchte und sich schlau machen will, welche Boots aktuell in echt und damit auch virtuell angesagt sind, schaut am besten bei Bootsblog vorbei!
3. Kooperation mit der Bundesliga
Letztes Jahr verkündete EA eine Partnerschaft mit der englischen Barclays Premier League. Diese enthielt den Scan aller 20 Stadien, eine graphische als auch sprachliche Berichterstattung wie in der Realität und eine Vielzahl an gescannten Gesichter, wie bereits in Punkt 1 erwähnt. Super Sache. Dieses Jahr kursierten die Gerüchte, dass EA eine derartige Partnerschaft mit der Bundesliga plane. Das Resultat: Enttäuschend. Alles was sich daraus ergab, ist lediglich eine „offizielle Matchpräsentation der Bundesliga“. Ist ja eigentlich gut, wirkt aber neben der BPL lächerlich und verärgert die Fans umso mehr. Wo bleiben die Stadien, und wo bleiben mal wieder die Gesichter? Die „Tabelle im Bundesliga-Design“ ist eben kein großer Akt. Der Versuch die Fans damit glücklich zu stimmen, ist wohl gescheitert. Hätte man sich sparen können und vielleicht dann rausrücken, wenn das ganze Paket stimmt.
4. Lizenz für die 3. Deutsche Bundesliga
Seit Jahren herrscht der Wunsch der Community, dass neue Liga-Lizenzen in das Spiel fließen. Dazu gehört auch die 3. Deutsche Bundesliga, die seit einigen Jahren als Profiliga gilt. Auch wenn die Fans jährlich darauf hoffen, gingen sie in dieser Hinsicht bislang leer aus. Dazu sollte man wissen, dass die Lizenzen der 1. und 2. Bundesliga von der DFL vergeben werden. Die Lizenzvergabe für die 3. Bundesliga findet über den DFB statt. Berichten zufolge besteht auch schon bereits Interesse an dem Erwerb der 3. Liga-Lizenz von Seiten EA. Allerdings soll hier der Preis für den Erwerb noch zu hoch sein für die FIFA Entwickler, daher konnte noch keine Einigung getroffen werden. Schade, aber langfristig gesehen, ist das wohl ein notwendiger Schritt, denn auch hier werden die Rufe und Forderungen der Fans lauter, was man allein schon aus Fotoshop Grafiken wie dieser hier erkennen kann.
5. Lizenz für die Champions League und Europa League
In Sachen Champions League und Europa League müssen die FIFA Anhänger nach wie vor einstecken. Ja das tut weh. Denn auch in den kommenden Jahren wird es keinen offiziellen Auftritt der Königsklassen bei FIFA geben. Dies liegt daran, dass sich Konkurrent Konami erst kürzlich die Rechte der beiden Lizenzen für weitere 3 Jahre gesichert hat. Sieht also so aus, als müssten die Fans sich weiterhin mit dem sogenannten „Champions Cup“ als Alternativbezeichnung zufrieden geben und auf die CL-Hymne verzichten. Auch hier ist es im Sinne der Authentizität an der Zeit, sich mehr um den Lizenzerwerb zu bemühen. Denn speziell die Champions League brilliert mit einem immensen Wiedererkennungswert und stellt den ultimativen Fußballwettbewerb auf Vereinsebene dar. Es wird auch hier die Zeit kommen, in der es sich der EA Ableger FIFA nicht mehr leisten kann, die Königsklassen nicht im Liga-Portfolio zu führen. Die Konkurrenz schläft ja bekanntlich nicht.
Fazit: Alle Punkte basieren, wie man unschwer erkennen kann, sehr stark auf dem Aspekt Authentizität und Darstellung. Zurecht, denn in Zeiten wie diesen ist das ein Überlebensfaktor für Marken. Was das Gameplay angeht, das muss jeder für sich entscheiden, ob er sich damit identifizieren kann. Rein von der Aufmachung her, ist EA mit seinem Fußball Ableger dem Konkurrenten Konami derzeit weit voraus, das kann objektiv anhand der Lizenzen, den Marketingmaßnahmen und der Community etc. festgestellt werden. Aber wie die genannten Punkte zeigen, gibt’s eben doch stets Verbesserungsbedarf. Zwar grenzt die Kritik an ein „Nörgeln auf hohem Niveau“, dennoch sind die Punkte definitiv berechtigt. Denn auch FIFA, der Haifisch des digitalen Fußballs, ist eben letztendlich nur eine Marke und muss daher schauen wie es sich in der Zukunft weiterhin positioniert.
In der Zwischenzeit aber erst mal „Play Beautiful“ und wer mit Ibarbo spielt, ist ehrenlos.
Bilder: EA Sports / GIGA





