Kaum ist der Supercup vorbei steht bereits die 1. Runde des DFB-Pokals vor der Tür. Am Freitag geht’s los. Endlich wieder Blamagen, hart geführte Duelle und Nervenkitzel pur bis in die Schlussminuten. Ja, das ist der DFB Pokal!
Wie jeder Wettbewerb hat auch der DFB-Pokal seine Partner-Marken bzw. Sponsoren. Seit 2012 drängt sich in diesem Rahmen allerdings eine Marke besonders in den Vordergrund: Volkswagen.
Bandenwerbung, Werbetafeln, Branding und Side-Events gehören zu den gewöhnlichen Elementen eines Sponsoring. Bitburger, Continental oder die Deutsche Post, ebenfalls Sponsoren des DFB-Pokals, geben sich damit zum Beispiel zufrieden. Für Volkswagen ist all das aber offenbar nicht genug. Das Unternehmen erlaubt es sich seit drei Jahren sogar das eigene Logo auf dem Trikot-Ärmel einer jeden am DFB-Pokal teilnehmenden Mannschaft zu platzieren. Den Spaß lässt sich der deutsche Automobilhersteller jährlich rund 6 Mio. Euro kosten. Taschengeld für den Großkonzern.
Das Ärmel-Logo ist Marketing-technisch wortwörtlich natürlich ein Ass im Ärmel. Sehr hohe Markenpräsenz und extrem große Reichweite. Nahezu auf jeder Aufnahme ist irgendwo ein VW-Logo zu sehen. Ob die Zuschauer erkennen, dass das VW-Logo am Ärmel lediglich die Partnerschaft zum DFB-Pokal ausdrücken soll und nicht zum jeweiligen Verein, ist dem Großkonzern wohl gänzlich egal. Hauptsache präsent. In der Regel stört es auch niemanden und wird auch nicht hinterfragt, weder von Fans noch von den tatsächlichen Trikot-Sponsoren.
In manchen Fällen sorgt das VW-Logo auf dem Ärmel allerdings für Verwirrung, und zwar dann, wenn auf dem Trikot zwei Marken aus der selben Branche kollidieren. Denn spätestens bei Vereinen wie VFB Stuttgart (Sponsor: Mercedes-Benz) oder Eintracht Frankfurt (Sponsor: Alfa-Romeo) sollte auch ein kritikloser Fan skeptisch werden. Benz auf der Brust und Volkswagen auf der Schulter. Da passt doch was nicht. Das ist wie Nike und Adidas auf einem T-Shirt, das macht einfach keinen Sinn. Klar, Mercedes ist der offizielle und etablierte Trikot-Sponsor der Schwaben, seit Jahren bereits prominent auf dem Brustring. Das ist bekannt. Und plötzlich VW auf dem Ärmel!?? Das muss man einem durchschnittlich interessierten Fan oder Zuschauer erstmal erklären. Österreicher sind dabei ausgenommen. Die sollten ja schon längst immun sein gegen Trikot-Werbung bei den tausend Sponsoren auf den Trikots der heimischen Liga. Es ist somit gar nicht so unwahrscheinlich, dass VW zunächst tatsächlich als offizieller Sponsor vom VFB wahrgenommen wird. Definitiv ein absoluter Albtraum für die Herrschaften von Mercedes und ein Stich in jedes Schwabenherz.
Mit großer Sicherheit sind die im Sportsponsoring aktiven Konkurrenten der Automobilbranche nicht wirklich von der VW und DFB-Pokal-Partnerschaft begeistert. Was dagegen tun, können sie aber auch nicht. Dem jeweiligen Verein verbieten am DFB-Pokal teilzunehmen, wäre totaler Schwachsinn. Sich in die Verträge zwischen VW und DFB einmischen, unmöglich. Es bleibt den Konkurrenten wohl nichts anderes übrig, als das konkurrierende VW-Logo auf dem Ärmel zu akzeptieren. Wie sagt man doch so schön: „Der Liga-Pokal hat ja seine eigenen Regeln.“ Die Marketing-Verantwortlichen von VW wird es freuen.
Die Partnerschaft mit dem DFB-Pokal unterstreicht generell Volkswagens Ambitionen „Der Partner des Fußballs“ zu sein. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass der Großkonzern erschreckend viel Einfluss im Profi-Fußball hat. Neben dem DFB-Pokal Sponsoring und dem offensichtlichen VFL Wolfsburg gibt es jede Menge weitere Beteiligungen, die zunächst nur indirekt sichtbar sind. Denn auch über die Tochter-Marken ist der Konzern in das Fußballgeschäft involviert. Folgende Klubs werden aktuell vom Großkonzern unterstützt:
- VW: VFL Wolfsburg, Schalke 04, Werder Bremen, Hannover 96, Greuther Fürth, Red Bull Leipzig, VFL Bochum, MSV Duisburg, 1860 München
- Audi: FC Bayern München, FC Ingolstadt, Hertha BSC Berlin, TSG Hoffenheim, Borussia M’Gladbach, Hamburger SV, FC Nürnberg
- Seat: Eintracht Braunschweig. Hinzu kommen weitere Kooperationen über MAN.
Genau, ganz schön viele Vereine. Winterkorn-Wahn oder strategisches Marketing? Man weiß es nicht. Egal, das Ganze erinnert dennoch schon sehr an ein Kartell-Gefüge. Zurecht hat auch die UEFA bereits ein Auge auf den Wolfsburger Automobilhersteller geworfen. Das i-Tüpfelchen des VW-Sponsoring wäre sicherlich die deutsche Nationalmannschaft. Diese liegt allerdings in einer festen Partnerschaft mit Mercedes-Benz. Aus meiner Sicht ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit bis auch die Wolfsburger Autobauer ihre Fühler nach dem Nationalteam ausstrecken werden. Bis dahin können wir aber erstmal genüsslich DFB-Pokal schauen! Sport frei!
Wie schätzt ihr die DFB-Pokal Partnerschaft ein? Lässt sich der Volkswagen Konzern aus eurer Sicht zu sehr über den Fußball nieder?
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